Samstag, 23. September 2006, Vormittag

Chair: H. Scharinger (parallel: B. Windisch)
09.00 - 09.45 Parallelvorträge
Vortrag A: D. Vyssoki: Deprivationserlebnisse in der Kindheit und Folgen - am Beispiel der Fibromyamyalgie
Vortrag: Deprivationserlebnisse in der Kindheit und Folgen - am Beispiel der Fybromyamyalgie

Somatoforme Schmerzen vor allem die Fibromyalgie laufen auf einer zentralen Ebene ab, werden aber vom Patienten periphär lokalisiert und erlebt. Eine wesentliche Bedeutung scheint dabei der frühen interpsychischen Verknüpfung von körperlichen Schmerzerfahrungen und affektiven Zuständen in Kindheit und Jugend zu zukommen. Wie es scheint gibt es eine Reihe von Risikofaktoren (psychosoziale Belastungsfaktoren in Kindheit und Jugend) die für die spätere Entwicklung einer somatoformen Schmerzstörung prädisponierend sind.

Besonders wichtig sind folgende Risikofaktoren:
Eine früh gestörte Mutter-/Eltern- Kindbeziehung mit ausgeprägter körperlicher/sexueller Misshandlung zu sein.

Es wird anhand von Kasuistiken eine Theorie entwickelt.

Vortrag B: K. Ottomeyer: Kulturspezifische Traumasymptome, körperliche Beschwerden und therapeutische Angebote in der Arbeit mit Opfern organisierter Gewalt.
Vortrag: Kulturspezifische Traumasymptome, körperliche Beschwerden und therapeutische Angebote in der Arbeit mit Opfern organisierter Gewalt.

Die Posttraumatische Belastungsstörung ist immer auch mit körperlichen Beschwerden verbunden. Diese äußern sich zum Teil kulturspezifisch, was im stark westlich geprägten Konzept der PTSD, zum Beispiel nach DSM IV, nicht ausreichend berücksichtigt ist. WestafrikanerInnen unterscheiden sich hier deutlich von TschetschenInnen. Die Nichtberücksichtigung von kulturellen Unterschieden kann bei Asylverfahren schwerwiegende Folgen haben. In der Kärntner Einrichtung "ASPIS. Forschungs- und Beratungszentrum für Opfer von Gewalt" seit mehreren Jahren mit gutem Erfolg Traumatherapie für Gewaltopfer aus verschiedenen Kulturen angeboten. Ein Schwerpunkt ist Psychodrama. Über die unterschiedlichen Versuche, die körperliche Regeneration in den Einzel- und Gruppentherapien angemessen zu berücksichtigen, werden wir in unserem Beitrag berichten.
09:45 - 10.00 Diskussion
Pause
10.15 - 11.00 Vortrag U. Sachsse: Was ist die optimale Bühne für die Arbeitsbeziehung, die Bearbeitung der Pathologie und die Nachreifung?
Vortrag: Was ist die optimale Bühne für die Arbeitsbeziehung, die Bearbeitung der Pathologie und die Nachreifung?

Die Arbeit mit Traumatisierten hat die Frage aufgeworfen, wo die Arbeit in und an der Übertragung ihre Indikation hat, wo sie ihre Grenzen hat und wo sie schaden kann. Die psychoanalytische Hoffnung, nicht nur Neurosen und Narzisstische Störungen, sondern durch eine uneingeschränkte Beziehungs- und Belastungsfähigkeit der PsychoanalytikerInnen auch alle anderen Störungen behandeln zu können, hat sich bei der Behandlung von Psychosen und Psychosomatosen bereits als unerfüllbar erwiesen. Bei den posttraumatischen Zuständen und den Persönlichkeitsstörungen sind Übertragungsfocussierte Psychodynamische Therapie, Dialektisch Behaviorale Therapie DBT und traumazentrierte Vorgehensweisen im Dialog und im Streit, welches Vorgehen bei welcher Clientel wirksam und hilfreich ist. - Ich plädiere bei allen strukturell gestörten PatientInnen für eine Arbeit mit dem Übergangsraum wie in der Psychoanalytischen Spieltherapie auf der Bühne des Spiels, der Imagination, des Körpers, der Bewegung und des Tanzes, der Gestaltgebung oder der Kunst.
11.00 - 11.15 Diskussion
Pause
11:45 - 12:30 Podiumsdiskussion: Zwischenstand
Pause
Parallele Workshops
14:00 - 15:30 Workshop U. Sachsse: Zur Gestaltung der Arbeitsbeziehung in der Therapie komplex traumatisierter PatientInnen.
Workshop: Zur Gestaltung der Arbeitsbeziehung in der Therapie komplex traumatisierter PatientInnen

Aufbauend auf dem Vortrag vom Vormittag soll anhand klinischer Beispiele diskutiert und im Rollenspiel erarbeitet werden, wie im therapeutischen Alltag mit Beziehungsverzerrungen wie projektiver Identifizierung, archaischer Idealisierung oder Dämonisierung im Rahmen von Spontanregressionen bei komplex Traumatisierten praktisch umgegangen werden kann (die Kenntnis des Vormittagsvortrages wird vorausgesetzt).
15:00 - 15:45 "Ressourcen"- Angebote
O. Hofer-Moser:
Qigong
Ressurcen-Angebot Qigong:

Qigong dient zusammen mit der chinesischen Ernährungslehre nach den fünf Elementen dem Erhalt der Gesundheit und der Pflege der Lebenskraft Qi. Gemeinsam mit der Akupunktur, die bevorzugt bei manifesten Erkrankungen angewendet wird, stellen sie die drei Eckpfeiler traditioneller chinesischer Medizin dar.

Im wesentlichen handelt es sich bei Qigong um von bildhaften Vorstellungen geleitete Achtsamkeitsübungen in Ruhe und Bewegung, wobei Köperhaltung und -bewegung, Atmung und geistige Tätigkeit unterschiedlich zusammenwirken und sich gegenseitig fördern. In Bezug auf Traumatherapien helfen sie, die Aufmerksamkeit auf das „Hier und Jetzt“ zu zentrieren. Implizit werden darüber hinaus Körperwahrnehmungsaspekte und das Gefühl von Handlungsfähigkeit übend vertieft und über häufig der Natur entlehnte Metaphern, z.B. Stehen wie eine Kiefer, werden Ressourcen-Imaginationen im Sinne der PITT angesprochen. Drei grundlegende, auch für PatientInnen geeignete Übungen werden vorgestellt.

B. Steiner: Ressourcenorientierte Imaginationen in der Katathym Imaginativen Psychotherapie (KIP)
Ressurcen-Angebot:

Ressourcenorientierte Imaginationen in der Katathym Imaginativen Psychotherapie (KIP)

Die KIP kennt seit ihrer Entstehung vor über 50 Jahren ressourcenorientierte Tagtraummotive, die gezielt zur narzisstischen Restitution eingesetzt werden. Im Workshop kann nach einer kurzen theoretischen Verortung das einen oder andere Motiv von den TeilnehmerInnen im Rahmen stiller Tagträume in der Gruppe erfahren werden.

J. Kessler: Bioenergetische Körperübungen
16:10 - 17:10 Video-Co-Vortrag U. Streeck u. W. Milch: Patienten mit Traumafolgen im therapeutischen Gespräch. Kommunikatives und körperliches Verhalten.
Vortrag: Patienten mit Traumafolgen im therapeutischen Gespräch. Kommunikatives und körperliches Verhalten.

Traumatisierte Patienten stellen ihre traumatischen Erfahrungen selten mit Worten dar. In der Art, wie sie sich verhalten, können jedoch Aspekte ihrer Erfahrungen zur Darstellung kommen.
Im Mittelpunkt steht die Frage, wie traumatisierte Patienten sich in therapeutischen Gesprächen verhalten und mit welchen sprachlichen und körperlichen Mitteln die therapeutische Beziehung gestaltet wird. Anhand von Beispielen aus der klinischen Praxis soll untersucht werden, welche Funktion sprachliches und körperliches Verhalten traumatisierter Patienten in therapeutischen Beziehungen über den Ausdruck von seelischem Erleben hinaus hat und der Selbstregulierung bzw. der Regulierung der therapeutischen Beziehung dient.
17:10 - 17:25 Diskussion
Pause
17:55 - 18:40 Vortrag R. Hochauf: Rekonstruktion früher Traumata: Spezifische Interventionsmöglichkeiten zwischen Imagination und Körperarbeit
Vortrag: Rekonstruktion früher Traumata: Spezifische Interventionsmöglichkeiten zwischen Imagination und Körperarbeit

Für strukturelle Entwicklungsstörungen rücken zunehmend traumatische Erlebnisse der frühen Kindheit als wesentliche Verursachung ins Blickfeld. Neben Erkenntnissen der Psychotraumatologie und Neurobiologie sind dafür die Ergebnisse der neuen Säuglings- und Bindungsforschung bedeutsam. Vor allem der daraus abgeleitete Amodalitätsansatz kann zum Verständnis dissoziativer Vorgänge als frühes traumatisches Entwicklungsartefakt beitragen.
Aus einem psychoanalytischen Prozessverständnis heraus sollen methodenintegrative Erfahrungen im Rahmen traumarekonstruktiver Langzeitbehandlungen vorgestellt werden.
18:40 - 19:00 Diskussion Weiter>>>>