Das 4. Wiener Symposium „Psychoanalyse & Körper“von 17. bis 19. September 2004 schließt inhaltlich an die drei ersten Symposia (1998, 2000, 2002) an. Diesmaliger Themenschwerpunkt:

Therapeutische Interaktion: Makro- und Mikroperspektive.

Die therapeutische Interaktion ist ein besonders beachtenswerter Gegenstand sowohl einer die nonverbale Interaktion mit einbeziehenden modernen Psychoanalyse als auch analytischer Körperpsychotherapie. Angrenzende Wissenschaften (Säuglings- und Kleinkindforschung, Bindungsforschung, Humanethologie, Affektforschung, Neurowissenschaften u. a.) ergänzen und vertiefen unser Verständnis des Handlungsdialoges im psychotherapeutischen Geschehen. In der psychoanalytischen Praxis ist eine Neubewertung der konkreten Handlung in Gang: Was früher noch als „Agieren“ im negativen Sinn verpönt war, darf heute Gegenstand des analytisches Interesses sein. Im neuen Begriff des „Enactments“ spiegelt sich diese Wandlung ebenso wie in der Neufassung von Übertragung als „interaktionelle Übertragung“.

Was in der therapeutischen Praxis mit freiem Auge beobachtbar ist – die „Makroperspektive“ der Interaktion – ist sinnvoll zu ergänzen um körperliche Mikroprozesse, die erst durch den Einsatz moderner Technik erschlossen werden können. Die Videomikroanalyse der therapeutischen Interaktion enthüllt uns eine Vielfalt an körperlichen „Mikropraktiken“ und Mini-Enactments, die wir oft nur staunend zur Kenntnis nehmen können. Aus der „Mikroperspektive“ der Interaktion stoßen wir direkt in den Bereich unbewusster Handlungen, wobei wir aufgrund des gegenwärtigen Wissensstandes psychodynamische Theorien unbewusster Prozesse ergänzen müssen um nicht-dynamisches prozedurales bzw. implizites Handlungswissen. Aufgrund angeborener Fähigkeiten eines „kompetenten Säuglings“ wird dieses frühe, vielleicht schon vorgeburtlich angelegte Handlungswissen laufend durch Umwelterfahrungen, v. a. frühe Beziehungserfahrungen, umgestaltet und erneuert. Früh bilden sich „affektmotorische Schemata“ aus und bestimmen in ihrer individuelle Prägung unsere späteren Möglichkeiten und Grenzen des Handelns. Als nonverbale „Domäne“ im Sinne Daniel Sterns ist der körperlich-basale Erfahrungsbereich in jeder Form von Kommunikation als Hintergrund wirksam und dient vor allem der subtilen Beziehungsregulierung in Form unterschwellig stattfindender Aushandlungsprozesse. Körperorientierte Vorgangsweisen sind in der Lage, das Spürbewusstsein dieses nonverbalen Hintergrundes zu schärfen und auf diese Weise den Körper spürend in jede Form der Interaktion mit einzubeziehen.

Das 4. Wiener Symposium „Psychoanalyse & Körper“ möchte die genannten Aspekte aufgreifen und in Form von Vorträgen, Workshops und Diskussionen thematisieren. Unser Ziel ist es, aus einem Bekenntnis zum Methodenpluralismus heraus einen Schulen übergreifenden und konstruktiven Diskurs zu fördern.     

Zielgruppe: Psychotherapeuten tiefenpsychologischer Orientierung, Ärzte mit psychotherapeutischem Schwerpunkt, Psychotherapie-Ausbildungskandidaten, Psychoanalytiker 

Das 4. Wiener Symposium "Psychoanalyse und Körper" wird vom ÖBVP als methodenvertiefende bzw. methodenerweiternde Fortbildung für PsychotherapeutInnen gemäß der Fort- und Weiterbildungsrichtlinie für Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten des BMSG anerkannt. Anrechenbare Stunden:
Prä-Symposium (Donnerstag, 16. 9.): 8 Einheiten.
Symposium (Freitag, 17. 9. bis Sonntag, 19. 9.): 17 Einheiten.

Information: P.Geißler, e-mail: p.geissler@onemail.at